INHALT
Über Stadt, Heimat und viel mehr
von Cla Büchi, Gerold Kunz, Ursula Mehr
Interview mit Otti Gmür
Home Sweet Home
von Patrick Gmür
Doppelhaus Obmatt in Adligenswil von Otti Gmür
Haus der Kindheit
von Sabine Gmür
Doppelhaus Obmatt in Adligenswil von Otti Gmür
Stadt Sursee - 1968
von Ursula Mehr
Mehrfamilienhaus mit Ladengeschoss in Sursee von Otti Gmür und Werner Wildi
Oase im gebauten Allerlei
von Gerold Kunz
Siedlung Rotbach in Rothenburg von Lüscher Lauber Gmür
Otti Gmür, Architekt und Publizist
Lebenslauf und Publikationsverzeichnis
Beitrag HTA
Architekturabteilung Diplom 2006
EDITORIAL
Otti Gmür
von Niklaus Oberholzer
In einer seiner vielen Kolumnen im «Vaterland» oder in der «Luzerner Zeitung» schrieb Otti Gmür nicht von Architektur, sondern vom gemeinsamen
familiären Geschirrabwaschen als sozialem Akt. Ich erinnere mich gern an jenen Text, der für Otti Gmür typisch ist. Statt sich über
den Siegeszug des Geschirrspülers zu ärgern, lobte Otti Gmür die herkömmlich-umständliche Art, mit schmutzigem Geschirr fertig
zu werden - von Hand, mit Körpereinsatz also, und nicht per Knopfdruck. Seine Optik war positiv. Sie ist es auch in seinen Texten über Architektur,
die er, das Luzerner Architekturgeschehen kontinuierlich verfolgend, seit Jahrzehnten schreibt, und in denen er stets nach dem Ge- und nicht nach dem Misslingen
sucht. Dahinter steht das Wissen, dass sich aus der Würdigung des Guten stets die Kritik des Schlechten ableiten lässt. Das ist eine ausgesprochen
menschliche Art der Kritik. Otti Gmür wendet sich auch und mit Liebe dem scheinbar Nebensächlichen zu. Diese Liebe zeigt sich nicht zuletzt in einer
einleuchtenden und präzisen Sprache. Das scheinbar Nebensächliche kann bedeutend sein: Eine Familie tut nichts Spektakuläres, wenn sie nach dem
Nachtessen das Geschirr abwäscht. Aber etwas Grundlegendes geschieht: Die Menschen haben Zeit, sich nahe zu sein. Die menschliche Nähe hat mit zentralen
Fragen der Architektur zu tun. Weltbewegend war auch kaum, dass der ICE in Hamburg-Altona vor Jahren Otti Gmürs Gepäck entführte. Er hatte sich
vor Abfahrt nochmals auf den Perron gewagt, worauf sich die Türen des High-Tech-Zuges lautlos schlossen. Auch das war eines seiner Kolumnen-Themen. Das banale
und mit heiterer Selbstironie geschilderte Ereignis weist über sich hinaus. Dabei geht es nicht ums Missgeschick, sondern darum, dass die Technik radikal ins
Leben des einzelnen Menschen eingreift, und um die Reaktion darauf. Auch da öffnet sich ein Blick auf ein zentrales Thema einer Architektur an der Grenze zwischen
Technik und Menschlichkeit. Vielleicht schreibt Otti Gmür gerade dann über Architektur, wenn er nicht über Architektur schreibt.